Stellungnahme des Betroffenenbeirats zum Thema Täterarbeit
Der Betroffenenbeirat hat sich zum Runden Tisch mit dem Thema Täter:innenarbeit befasst und eine umfangreiche, geschlechtersensible Stellungnahme veröffentlicht.
Drei Delegierte des Beirats trugen die Hinweise und Forderungen des Gremiums am Runden Tisch vor. Die Betroffenen stets im Fokus, hielten sie fest: „Wenn Gewaltbetroffenheit in der Öffentlichkeit diskutiert wird, muss auch Täterschaft und der Umgang damit in der Öffentlichkeit diskutiert werden können. Und zwar auf eine Art und Weise, die deutlich macht, wo Gewalt anfängt und wie man sich ihr entgegenstellen kann.“
Mysogynie, setzt der Kommentar voraus, sei erlerntes Verhalten, das auch wieder verlernt werden kann. Schließlich sei es doch so: „Gewalt fängt nicht erst dort an, wo sie strafrechtlich relevant wird […]“ – eine frühere Intervention sei ratsam, insbesondere auch bei Tätern, „deren Gewaltausübung nicht bereits mit jahrelanger Selbstverständlichkeit stattfindet und die selbstständig nach Hilfe suchen“. Täterarbeit biete geeignete Hilfe, indem sie Reflexion und Veränderung des gewalttätigen Denkens und Handelns von gewaltausübenden Personen unterstütze.
Diese Hilfe dürfe nicht daran scheitern, dass Täter mit geringem Einkommen für das sozialtherapeutische Training selbst zahlen müssten. Daher fordert der B*BIK den Einsatz der für Täterarbeit zur Verfügung gestellten Mittel durch die Justiz und ausreichende Ressourcen um Gewalt vorzubeugen, wo sie entstehe.
Der B*BIK rief abschließend zur gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsübernahme auf – das Schweigen zu Gewalt müsse gebrochen werden. Nur dann könne Gewalt nicht länger unerkannt und unbenannt stattfinden.
„Täter sind in allen sozialen Schichten vertreten und haben selbst ein soziales Umfeld, das die Gewalttaten ignoriert oder verharmlost. Sie sind alte Schulfreunde, Arbeitskollegen, gute Freunde, beste Kumpels, Brüder, Kneipenbekanntschaften, Großväter, Vorgesetzte, Nachbarn und Söhne.
Die Tatsache, dass es keine ausreichenden Handlungsleitfäden für Angehörige von Tätern gibt, die ihnen Hilfestellung dazu geben wie sie sich positionieren können, was es braucht, um Täter auf ihr Verhalten anzusprechen und ihnen klar zu machen, dass man nicht bereit ist, dieses Verhalten weiter zu akzeptieren oder wie sie grundsätzlich intervenieren können, wenn sie häusliche Gewalt vermuten, zeigt, dass dieses Schweigen immer noch in uns steckt.“
Die Stellungnahme des B*BIK zu Täterarbeit als pdf zum Download