Runder Tisch Täterarbeit

Den Runden Tisch Istanbul-Konvention beruft die Landeskoordinierungsstelle im Stab Frauen der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz jährlich ein. Im Juni 2024 befassten sich die rund 50 Teilnehmenden aus der Fachöffentlichkeit mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Täter:innenarbeit bei häuslicher Gewalt gem. Artikel 16 IK.
Im Sinne von nachhaltiger Bekämpfung häuslicher Gewalt bezieht auch Bremen gewaltausübende Menschen in Interventionsansätze ein: Täter:innen sollen Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen und gewaltfreie Konfliktbearbeitungsstrategien lernen.
Dieser Ansatz ist laut dem erläuternden Bericht der Istanbul-Konvention gezielt zur Gewaltprävention zu nutzen und sollte „auf bewährten Verfahrensweisen und auf Forschungsergebnissen darüber, wie man am erfolgreichsten mit Straftätern arbeitet, beruhen.“ Als erfahrender Experte zu Gast war Roland Hertel, ehem. Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V., Dipl.-Soziologe und Fachkraft Täterarbeit häusliche Gewalt.
Im Fokus seines Vortrags standen die fachlichen Standards zur Arbeit mit Täter:innen häuslicher Gewalt der BAG Täterarbeit. Roland Hertel unterstrich die Notwendigkeit der Betrachtung des gesamten gewaltbelasteten Familiensystems – Betroffene, Täter:in, Kinder – wie auch der expliziten Verantwortungsübernahme durch gewaltausübende Personen.
Der Bremer Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention sieht in seinen Maßnahmen eine Stelle für ein Case-Management der strafrechtlich relevanten Fälle häuslicher Gewalt vor sowie den Ausbau bestehender Angebote. Auf dem Runden Tisch diskutierte die Landeskoordinierungsstelle in zwei Gesprächsrunden mit der Justiz sowie mit den relevanten Bremer Beratungsstellen über Angebote und Ausbaubedarfe im Land Bremen.
Wir wollten wissen: Wie sieht die Praxis aktuell an Gerichten sowie in den Beratungsstellen aus? Was wollen wir für die Täter:innenarbeit in Bremen? Welche Ressourcen und Grundlagen braucht es dazu? Was können wir von anderen noch lernen?
Diese und weitere Fragen diskutierten am Runden Tisch gemeinsam mit Roland Hertel, Bremer Familien- und Strafrechtlerinnen, Täterberatungsstellen und dem Plenum aus Vertreter:innen der Fraueninfrastruktur, frauen- und gleichstellungspolitische Sprecherinnen der Fraktionen, den Ressorts der Landesregierung und zugeordneter Ämter sowie Vertreter:innen aus Bremer Verbänden und -Vereinen. Der Betroffenenbeirat nahm zum Thema schriftlich Stellung und trug seine Positionen vor.
Am Nachmittag stellten die Senatsressorts in zwei Workshop-Runden den aktuellen Stand einzelner Maßnahmen vor und diskutierten Fragen und Herausforderungen mit den Teilnehmenden.