Vernetzungs­tag

21. Juni 2025

Martinsclub Bremen e.V.

Buntentorsteinweg 24/26

Worum geht es?

Sich aus Gewalt befreien kostet Kraft, Mut und Selbstvertrauen. Du hast es geschafft? Nur andere Betroffene wissen, was das bedeutet. Nur andere Betroffene verstehen, wie es dir vielleicht jetzt geht. Nur andere Betroffene begreifen, dass die größte Aufgabe jetzt erst kommt: Mit diesen Erfahrungen Leben. Viele Auswirkungen begleiten uns noch Jahre später. Genau darüber möchten wir auf unserem Vernetzungstag sprechen.
Wir wollen einen Raum schaffen, in dem Betroffene sich austauschen und vernetzen können.
Dabei beschäftigen wir uns mit Fragen wie:

  • Wie erlebst du die Folgen deiner Gewalterfahrungen?
  • Welche Unterstützung und Hilfe hättest du vom Hilfesystem gebraucht?
  • Wie können wir als Betroffene uns selbstwirksam fühlen?

Was ist das Ziel?

Wir glauben, dass der Austausch mit anderen Betroffenen wertvoll ist. Wenn wir unsere Erfahrungen, unser Wissen und hilfreiche Strategien teilen, können wir neue Wege im Umgang mit den Folgen von Gewalt finden. Wir sind nicht allein! In dem geschützten Raum auf unserem Vernetzungstag soll das zu spüren sein. Wir tauschen uns aus und bauen eigene Unsicherheiten und Scham ab.

Besonders wichtig ist uns, Themen anzusprechen, die oft zu wenig Beachtung finden – zum Beispiel Behinderung, Sexualität oder Armut, aber auch Selbstwirksamkeit und Aktivismus.

An wen richtet sich der Vernetzungstag?

Der Vernetzungstag richtet sich an erwachsene Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt, die sich nicht mehr in einer akuten gewaltvollen Situation befinden und den Wunsch haben, sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen. Teilnehmen können cis¹ Frauen, trans² Frauen, nicht-binäre³ Personen und trans Männer, die geschlechtsspezifische Gewalt erlebt haben. Cis Männer sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

Bitte meldet Euch an, damit wir den Vernetzungstag gut planen und einen geschützten Raum für alle gestalten können. Bitte gebt auch an, wenn ihr eine Begleitperson mitbringen möchtet.

¹ Cis (Adjektiv) ist ein Begriff aus der Geschlechterforschung, der beschreibt, dass sich eine Person mit dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert. Zum Beispiel ein Mann, der als Junge erzogen wurde, sich in der sozialen Rolle eines Mannes wohlfühlt und alle Privilegien genießt, die mit Mann-sein assoziiert werden.
² Trans (Adjektiv) bedeutet, dass eine Person sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert. Zum Beispiel eine Frau, die als Baby als Junge definiert wurde, aber sich in der sozialen Rolle einer Frau/eines Mädchens sieht und diese einnimmt.
³ Nicht-binär (Adjektiv) verwenden wir hier als Überbegriff für alle Geschlechter, die nicht Mann oder Frau sind.

Programm

9:30 Uhr Einlass

10:00 Uhr Begrüßung durch die AG

10:15 Uhr Fachvortrag: Was sind Behinderungen, die aus Gewalterfahrungen entstehen?

Hannah Rosenblatt ist ein nicht-binäres, dissoziatives System, das von Folgeschäden nach Traumaerfahrung(en) berichtet und was es bedeutet sich mit diesen durch die Gesellschaft zu navigieren.

11:15 Uhr Podiumsdiskussion: Teilhabe und Handlungsmöglichkeiten von Betroffenen

Betroffene diskutieren über Selbstermächtigungsstrategien, Handlungsmöglichkeiten und Zukunftsvisionen.

12:30 Uhr Mittagspause

13:30 Uhr Foren

F1: Armut als Folge von Gewalterfahrungen – Janne (B*BIK)

Wer geschlechtsspezifische Gewalt erlebt und keine ausreichenden Anschlüsse an therapeutische Unterstützung, ein soziales Hilfsnetzwerk und verständnisvolle Arbeitgeber*innen hat, läuft Gefahr, in Armut zu landen. Hier soll Platz geschaffen werden für den Austausch über Erfahrungen im System, aber auch nach Lösungen gesucht werden, was es von Seiten der Gesellschaft, Behörden und Politik braucht, damit die Sozialhilfe eine langfristige Unterstützung statt einer existenziellen Belastung sein kann.

F2: Sexualität und Beziehung nach Traumatisierung – Jules (B*BIK)

Viele Menschen können, insbesondere nach sexueller Traumatisierung, Traumafolgestörungen entwickeln, die sich massiv auf ihre Sexualität und ihre Beziehungen auswirken. Sexualität und Beziehungen sind wichtige Ressourcen, eine erfüllte Sexualität trägt zu einer besseren Lebensqualität und einer größeren Zufriedenheit im Allgemeinen bei. Wie kommuniziere ich, was ich will und brauche, um mich in meiner Beziehung wohl und sicher zu fühlen? Wie thematisiere ich meine sexuellen Bedürfnisse, wenn diese noch immer von Scham und Unsicherheiten überschattet sind? Und wie erkenne ich meine Bedürfnisse überhaupt?

F3: Wendo. Spüre und nutze deine Kraft! – Simo & Lara (Wendo Nowe e.V.)

Wendo ist Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. In diesem Workshop könnt ihr mit Hilfe von Stimme, Körpersprache und Techniken eure Kraft spüren. Wir üben deutliche Grenzen zu ziehen und tauschen Strategien aus die uns als Erwachsene gegen Übergriffe im öffentlichen und privaten Bereich schützen können. Dabei ist jede teilnehmende Person ihre eigene Expert*in. Der Workshop ist für FLINTA* mit sexualisierten Gewalterfahrungen konzipiert. Wir legen besonderen Wert darauf, Möglichkeiten anzubieten, mit denen jede Person während des Kurses gut auf sich und ihre Grenzen achten kann.

F4: Open Space – Moderiert von Annika Fuchs

Der Open Space bietet einen geschützten und ungezwungenen Raum, in dem man miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen kann. Hier hast du die Möglichkeit, in einem offenen und respektvollen Umfeld über alles zu reden, was dir am Herzen liegt. Ob du persönlichen Geschichte teilen möchtest, Ratschläge suchst oder einfach nur anderen zuhören willst – im Open Space ist alles möglich.

15:15 Uhr Pause

15:30 Uhr Zusammentragen der Ergebnisse & Abschluss

16:30 Uhr Ende

Anmeldung

    Hinweis:
    Vielen Dank für Dein Interesse an unserer Veranstaltung!
    Wir freuen uns sehr, Dich bei uns begrüßen zu dürfen. Die Teilnahme ist kostenlos, jedoch bitten wir Dich, Dich verbindlich anzumelden, da die Plätze begrenzt sind. Falls Du doch nicht teilnehmen kannst, gib uns bitte so früh wie möglich Bescheid, damit wir Deinen Platz an andere Interessierte vergeben können. Eine Absage verursacht selbstverständlich keine Kosten.

    Möchtest Du die Kinderbetreuung in Anspruch nehmen?

    Wenn ja, wie viele Kinder?

    Sitzt Du im Rollstuhl oder benötigst Du anderweitig einen barrierefreien Zugang zu Deinem Sitzplatz?

    Welches Forum möchtest du besuchen?

    Hinweis:
    Da jedes Forum nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen bietet und die Anmeldung bei Erreichen der Kapazität geschlossen wird, ist auch hier Deine Anmeldung verbindlich. Solltest Du Dich im Laufe der Anmeldungsfrist doch umentscheiden, kannst Du uns gerne eine E-Mail an vernetzungstag@bremen-sagt-nein.de senden.

    Bringst Du eine Begleitperson mit?

    Wenn ja, gib uns bitte noch ein paar weitere Informationen zu Deiner Begleitperson:

    Gibt es noch etwas, das wir wissen sollten oder das Du uns gerne mitteilen möchtest?

    Hinweis: Deine personenbezogenen Daten werden nach der Veranstaltung wieder gelöscht.

    FAQ

    Wer ist der Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention?

    Der Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention (B*BIK) ist die offizielle Stimme der Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt in Bremen und Bremerhaven.

    Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz hat den B*BIK 2021 einberufen um die Umsetzung des Landesaktionsplans Istanbul-Konvention aus der Sicht von Betroffenen zu begleiten. Unser Erfahrungswissen soll an wichtigen Stellen in die Versorgung Betroffener im Land einfließen. Bislang sind wir das einzige Gremium dieser Art in Deutschland. Der Beirat besteht aktuell aus sechs Mitgliedern mit verschiedenen Hintergründen und Gewalterfahrungen.

    Was ist die Istanbul-Konvention und was ist der Landesaktionsplan?

    Die Istanbul-Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Seit 2018 ist dieses Übereinkommen in Deutschland rechtskräftig. Der Bremer Senat hat den Landesaktionsplan „Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen“ 2022 beschlossen.

    Was bedeutet geschlechtsspezifische Gewalt?

    Wir orientieren uns an der Definition für geschlechtsspezifische Gewalt der Istanbul-Konvention. Das bedeutet, dass die Gewalt in einem Kontext mit geschlechtlichem Machtgefälle stattfindet, von dem zumeist Frauen betroffen sind und in dem die Gewalt von cis-Männern ausgeübt wird. Die Definition umfasst häusliche Gewalt (psychische, physische, sexualisierte oder ökonomische Gewalt von Partner oder Familie), sexualisierte Gewalt, Menschenhandel, digitale Gewalt, Stalking, Zwangsheirat, -abtreibung oder -sterilisation, sowie FGM/-C (Female Genital Mutilation and Cutting).

    Ist der Vernetzungstag barrierefrei?

    Die Räume des Martinsclubs sind für Menschen mit Gehbehinderung barrierefrei. Dier Vernetzungstag findet in deutscher Lautsprache statt. Es gibt einen Rückzugsraum, falls du eine Pause brauchst.

    Leider können wir keine Übersetzungen in andere Sprachen anbieten, auch nicht in Deutsche Gebärdensprache.

    Vor Ort gibt es zwei traumasensible Ansprechpersonen, die dich unterstützen können oder dir in einem Rückzugsraum zur Seite stehen, wenn du das möchtest.

    Bitte beachte, dass es kein Schutzkonzept gibt. Wir haben keine feste Regelung, wie wir mit diskriminierenden Äußerungen umgehen. Trotzdem möchten wir, dass sich alle sicher fühlen. Rassismus, Transfeindlichkeit und andere Formen von Diskriminierung haben auf unserem Vernetzungstag keinen Platz.

    Wir wünschen uns einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander. Fehler können passieren, aber es ist wichtig, daraus lernen zu wollen. Wir laden alle ein, offen für Rückmeldungen zu sein und sich gegenseitig mit Verständnis zu begegnen.

    Kann ich mich auf dem Vernetzungstag zurückziehen, wenn es mir zu viel wird?

    Vor Ort gibt es zwei traumasensible Ansprechpersonen, die dich unterstützen können oder dir in einem Rückzugsraum zur Seite stehen, wenn du das möchtest. Wir haben einen Rückzugsraum, in dem du dich ausruhen kannst. Es gibt auch einen ruhigen Hinterhof, in dem geraucht werden darf. Falls du mehr Abstand brauchst, kannst du den nahegelegenen Werdersee aufsuchen.

    Gibt es Verpflegung?

    Während des Vernetzungstages gibt es eine einstündige Mittagspause. Wir bieten ein veganes Mittagessen an, das teilweise glutenfrei ist. Am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen. In der Nähe des Veranstaltungsortes gibt es außerdem mehrere Imbisse und einen Supermarkt.

    Gibt es Kinderbetreuung?

    Für die Kinderbetreuung während des Vernetzungstages stehen zwei Betreuungspersonen bereit. Sie sind entweder pädagogische Fachkräfte oder in Ausbildung. Die Betreuenden sind keine cis- Männer. Gebt bitte bei der Anmeldung an, ob ihr die Betreuung nutzen möchtet, wie viele Kinder kommen und wie alt sie sind, damit wir gut planen können.

    Sind trans und nicht binäre Menschen willkommen?

    Ja. Wir verstehen uns als einen inklusiven Ort für alle, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen waren und mit den Folgen leben müssen.

    Kann ich eine Begleitperson mitbringen?

    Ja, Begleitpersonen sind ausdrücklich willkommen, wenn sie für die Teilnahme notwendig sind, beispielsweise als persönliche Assistenz oder aufgrund einer Behinderung. Wir bitten jedoch, keine cis-Männer als Begleitpersonen mitzubringen.

    Bitte beachtet, dass Begleitpersonen nur dann mitgebracht werden sollten, wenn es tatsächlich erforderlich ist. Was in diesem Zusammenhang als notwendig gilt, liegt in eurem eigenen Ermessen – wir vertrauen auf eure Einschätzung.

    Für Begleitpersonen stehen insgesamt 10 Plätze zur Verfügung. Sollten diese Plätze bereits vergeben sein und ihr möchtet dennoch mit einer Begleitperson teilnehmen, schreibt uns bitte eine E-Mail an: vernetzungstag@bremen-sagt-nein.de. Wir prüfen dann, ob wir noch eine Lösung finden können.

    Außerdem bitten wir die Begleitpersonen, während des Vernetzungstages von einer aktiven Teilnahme abzusehen, damit der Fokus auf den betroffenen Teilnehmenden liegt.

    Kann ich auch am Fachtag teilnehmen, wenn ich noch Kontakt zu Tätern habe?

    Sollte ein erhöhtes Risiko bestehen, dass die Person, die dir Gewalt angetan hat, auf dem Vernetzungstag erscheinen könnte, bitten wir dich – zu deinem eigenen Schutz und zum Schutz der anderen Teilnehmenden – von einer Teilnahme abzusehen.