Runder Tisch Istanbul-Konvention tagt
Ende Juni tagte der Runde Tisch Istanbul-Konvention in Bremen zum dritten Mal. Die Landeskoordinierungsstelle hatte ihn einberufen zum Schwerpunktthema „Der besondere Schutzbedarf gewaltbetroffener Frauen* im Kontext von Wohnungslosigkeit, Sucht, Beschaffungsprostitution und psychischer Erkrankung“. Rund 50 Fachleute aus dem Schutz- und Hilfesystem, Akutversorgung, Verwaltung, Politik, der Zentralstelle Frauenbeauftragte, dem Betroffenenbeirat, Frauenorganisationen und Organisationen im Bereich Gewaltschutz kamen zusammen, um zum Themenschwerpunkt die Bremer Anstrengungen in den Blick zu nehmen. Sie prüften anhand einzelnen vorgestellten Maßnahmen aller beteiligten Ressorts den Stand des Landesaktionsplans.
„Besonders vulnerabel – besonders schlecht geschützt!“ hielt Sabine Bösing von der BAG Wohnungslosenhilfe in ihrer Keynote fest, in der sie sich auf die Suche nach Gründen und Lösungen begab. Nicht nur in Bremen ist die Fachöffentlichkeit daher dringend angehalten sich die Gruppe der besonders schutzbedürftigen Personen in den Blick zu nehmen, so wie es die Istanbul-Konvention vorschreibt.
Der Landesaktionsplan beinhaltet Maßnahmen, die den Zugang zum Hilfesystem für Zielgruppen mit besonderen Schutzbedarfen verbessern sollen. Der Ausbau barrierefreier Zugänge in das Hilfesystem, eine verlässliche Sprachmittlung oder eine stärkere Sensibilisierung für intersektionale Diskriminierungserfahrungen sind Beispiele dafür.
Auf dem Runden Tisch wurde die Maßnahme 62 der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz vorgestellt. Die Bedarfsrecherche Schutzangebot konzipiert in diesem Rahmen derzeit die comeback gGmbH, ein sozialer Träger, der Hilfen für drogengefährdete und drogenabhängige Menschen anbietet. Die Koalition will das sogenannte Dafne-Projekt laut zeitgleich veröffentlichtem Koalitionsvertrag in der kommenden Legislatur umsetzen. Es soll speziell zugeschnittene Schutzangebote für wohnungslose, psychisch kranke, suchtmittelkonsumierende und / oder sich vor diesem Hintergrund prostituierende Frauen schaffen. Von ihnen haben, so Sabine Bösing, rund 80 Prozent Gewalt erlebt.
Der diesjährige Schwerpunkt beim Runden Tisch steht damit in einer Linie mit dem Schwerpunkt auf Diversity und Intersektionalität, den der Bremer Landesaktionsplan „Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen“ im Allgemeinen legt.
Die Tagungsdokumentation ist demnächst verfügbar. Der Kommentar des Bremer Betroffenenbeirats Istanbul-Konvention kann hier heruntergeladen werden. Die Präsentation von Sabine Bösing (BAG Wohnungslosenhilfe) und Präsentation von Dana McGonagle (comeback gGmbH) sind ebenfalls bereits verfügbar.